Der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) ist der Spitzenverband der deutschen Industrie und der industrienahen Dienstleister in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins mit Sitz im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin. Darüber hinaus verfügt der BDI über weitere Büros im Ausland und ist somit international vertreten.
Der BDI spricht für 39 Branchenverbände und mehr als 100.000 Unternehmen mit rund 8 Millionen Beschäftigten. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Insgesamt 15 Landesvertretungen vertreten die Interessen der Wirtschaft auf regionaler Ebene. Der BDI ist Mitglied im Gemeinschaftsausschuss der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft.
Präsident des BDI ist seit dem 1. Januar 2025 Peter Leibinger.
Geschichte
Ursprung des BDI ist der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI). Dieser wurde in der Zeit des Nationalsozialismus am 19. Juni 1933 mit dem Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände am 19. Juni 1933 zum Reichsstand der Deutschen Industrie vereinigt. Die Vertretung der Industrieunternehmen übernahm die Reichsgruppe Industrie. Diese wurde mit Kriegsende 1945 aufgelöst.
Im Jahr 1949, dem Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland, wurde in München der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gegründet. Der DGB vertritt ausschließlich die Interessen der Arbeitnehmer. Am 19. Oktober 1949, nur eine Woche nach der Gründung des DGB, gründeten daraufhin Vertreter von 32 Wirtschaftsverbänden und Arbeitsgemeinschaften den Ausschuss für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände. Diese Benennung berücksichtigte die Bedenken der Alliierten gegenüber einem permanent tätigen industriellen Spitzenverband. Die Alliierten betrachteten eine Spitzenvertretung, die die Interessen seitens der Unternehmer vertritt, nun allerdings als notwendig. Am 1. Juli 1949 stimmten die Vertreter der Militärregierung der Satzung einer solchen Vertretung zu. Zu Beginn des Jahres 1950 wurde der Verein in Bundesverband der Deutschen Industrie umbenannt.
Zwischen 1950 und 1999 befand sich der Hauptsitz des BDI im Haus der Deutschen Industrie in Köln.
Profil und Aufgaben
Als Dachorganisation ist der Spitzenverband für die Wahrnehmung und Förderung aller Anliegen der unter dem Dach des BDI zusammengeschlossenen Industriezweige verantwortlich. Dies berechtigt ihn jedoch nicht zur Vertretung sozialpolitischer Belange. Diese Funktion ist der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände vorbehalten. Die BDI-Satzung beschränkt den Kreis der Mitglieder auf industrielle Spitzenverbände und Arbeitsgruppen (§ 4 Abs. 2). Folglich können Einzelunternehmen oder Unternehmensgeflechte keine Mitgliedschaft erwirken. Aus politikwissenschaftlicher Sicht ist der BDI als eine Interessengruppe in den Verbandssektoren „Wirtschaft und Arbeit“ sowie als „ein Investorenspitzenverband von industriellen Branchen- und Fachverbänden“ bezeichnet worden. Als Interessenvertretung der Industrie betreibt der Spitzenverband Interessenartikulation, im Anschluss an den Prozess der verbandsinternen Meinungsbildung. Der BDI betreibt weltweit Lobbyarbeit im Sinne von industriell tätigen Unternehmen und wird in „allen wirtschaftsrelevanten Gesetzgebungsprozessen gehört“.
Themen des BDI
Der BDI beschäftigt sich mit verschiedenen Themen, die von folgenden 18 Ausschüssen behandelt werden: Ausschuss Außenwirtschaft; Ausschuss Digitale Wirtschaft, Telekommunikation und Medien; Ausschuss Energie- und Klimapolitik; Geld-, Kredit- und Währungsausschuss; Ausschuss für Gesundheitswirtschaft; Ausschuss Öffentliches Auftragswesen; Rechtsausschuss; Ausschuss für gewerblichen Rechtsschutz; Ausschuss Rohstoffpolitik; Ausschuss für Sicherheit; Steuerausschuss, Ausschuss Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit; Ausschuss für Verbraucherpolitik; Verkehrsausschuss; Ausschuss für Wettbewerbsordnung sowie Fachausschuss Bildung und Mittelstandsausschuss. Der BDI arbeitet diesbezüglich mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zusammen.
Organisationsstruktur
An der Spitze des BDI steht das Präsidium. Dies setzt sich aus
- einem Präsidenten, seinem gewählten Nachfolger und seinem unmittelbaren Vorgänger sowie
- sieben weiteren Stellvertretern und der Schatzmeisterin (Vizepräsidentin) und
- ferner 15 weiteren Mitgliedern, die durch den Vorstand zu wählen sind, zusammen.
Präsidium und Vorstand
Der Präsident und die Vizepräsidenten bilden, gemeinsam mit den Vorsitzenden der Mitgliedsverbände, den Vorstand. Sofern Angelegenheiten des Bundesverbandes nicht durch gesetzliche Vorschriften oder durch die Satzung anderen Organen vorbehalten sind, ist der Vorstand für diese zuständig. Aktueller Präsident des BDI ist Peter Leibinger.
Präsidenten des BDI waren seit der Gründung 1949:
- 1949–1971: Fritz Berg
- 1972–1976: Hans Günter Sohl
- 1977 (Jan.–Okt.): Hanns Martin Schleyer
- 1978 (Jan.–Sept.): Nikolaus Fasolt
- 1978–1984: Rolf Rodenstock
- 1985–1986: Hans Joachim Langmann
- 1987–1990: Tyll Necker
- 1991–1992: Heinrich Weiss
- 1992–1994: Tyll Necker
- 1995–2000: Hans-Olaf Henkel
- 2001–2004: Michael Rogowski
- 2005–2008: Jürgen Thumann
- 2009–2012: Hans-Peter Keitel
- 2013–2016: Ulrich Grillo
- 2017–2020: Dieter Kempf
- 2021–2024: Siegfried Russwurm
- seit 2025: Peter Leibinger
Hauptgeschäftsführung
Hauptgeschäftsführer des BDI waren seit der Gründung 1949:
- 1949–1957: Hans-Wilhelm Beutler
- 1957–1968: Gustav Stein
- 1969–1977: Fritz Neef
- 1977–1989: Siegfried Mann
- 1990–2006: Ludolf von Wartenberg
- 2007–2011: Werner Schnappauf
- 2011–2017: Markus Kerber
- 2017–2022: Joachim Lang
- seit 2022: Tanja Gönner
Die Hauptgeschäftsführung setzt sich aus einem Haupt- und einem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer sowie zwei weiteren Mitgliedern zusammen. Seit dem 15. November 2022 ist Tanja Gönner Hauptgeschäftsführerin des BDI. Weitere Mitglieder der Hauptgeschäftsführung sind derzeit der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch sowie Iris Plöger und Wolfgang Niedermark.
Gliederung
Der BDI umfasst folgende 18 Fachabteilungen: Außenwirtschaftspolitik; BDI/BDA The German Business Representation; Digitalisierung und Innovation; Energie- und Klimapolitik; Finanzen, Mitglieder und zentrale Dienste; Industrielle Gesundheitswirtschaft; Internationale Märkte; Kommunikation; Mittelstand und Familienunternehmen; Mobilität und Logistik; Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft; Personal- und Organisationsentwicklung; Recht, Wettbewerb und Verbraucherpolitik; Research, Industrie- und Wirtschaftspolitik; Sicherheit und Rohstoffe, Steuern und Finanzen; strategische Planung und Koordination; Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit.
Internationale Standorte
Neben dem Hauptstandort in Berlin ist der BDI an weiteren Standorten weltweit ansässig und somit auch international vertreten. In Brüssel, Peking und Washington, D.C. ist das Ziel des BDI, Geschäftskontakte zu fördern und die Interessen der deutschen Wirtschaft in dem jeweiligen Staat vor Ort zu repräsentieren.
Mitgliedsverbände
Der BDI hat derzeit 35 Mitglieder, inklusive einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus 6 Verbänden, die sich die Mitgliedschaft teilen:
Siehe auch
- Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
- Nordafrika Mittelost Initiative der Deutschen Wirtschaft (NMI)
- Hans-Erich-Nossack-Preis
- Kulturkreis der deutschen Wirtschaft
- BDI ist auch Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung
Literatur
- Johannes Bähr / Christopher Kopper: Industrie, Politik und Gesellschaft. Der BDI und seine Vorgänger 1919–1990, Göttingen: Wallstein 2019, ISBN 978-3-8353-3405-2.
- Alexander Brehm: Sind Verbände noch zeitgemäß? Ein Vergleich zwischen dem Centralverband Deutscher Industrieller und dem Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Polisphere Library, Berlin 2008, ISBN 978-3-938456-19-4.
- Georg Brodach, Hermann Frhr. von Wolff-Metternich: Der Bundesverband der deutschen Industrie. Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-7067-4.
- Fritz Hauenstein, Hg.: Der Weg zum industriellen Spitzenverband. Hoppenstedts Wirtschafts-Archiv, Düsseldorf 1956; darin Wilhelm Beutler: Der Bundesverband der Deutschen Industrie. S. 310–353.
- Siegfried Mann: Macht und Ohnmacht der Verbände: Das Beispiel des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI) aus empirisch-analytischer Sicht. Baden-Baden 1994, ISBN 3-7890-3107-0.
- Frederik A. Petersohn: Informalisierung und Parteipolitisierung im Politikformulierungsprozeß der Bundesrepublik Deutschland: Dargestellt am Beispiel der steuerpolitischen Positionen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zwischen 1982 und 1994. Münster 2000, ISBN 978-3-8258-4580-3, S. 76–97.
- Martin Sebaldt, Alexander Straßner: Verbände in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Einführung. Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-13543-0, S. 104–106.
Weblinks
- Website des BDI
- Bundesverband der Deutschen Industrie – Darstellung durch Lobbycontrol
Einzelnachweise
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